Clubhouse: Top or Flop?
Die auditive App „Clubhouse“, die (wie viele App-Vorgänger bereits auch) ihren Ursprung im Silicon Valley hat, wurde in den USA bereits im Mai 2020 gelauncht und hat nun Deutschland – und dort vermutlich bereits den Höhepunkt ihres Hypes – erreicht.
Im Gegensatz zu ähnlichen Plattformen wie Discord gibt es hier weder eine Videochat-Funktion noch die Möglichkeit miteinander zu schreiben – die Inhalte werden ausschließlich auditiv wahrgenommen. Mitmachen kann jeder, der ein iOS-Gerät nutzt und eine der begehrten „Invites“ (Einladungen) erhält. Denn genau davon leben die App, bei der es sich gerade noch um eine Beta-Version handelt, und der Hype, der um sie gemacht wird – zumindest aktuell: von Exklusivität und der künstlich erzeugten Knappheit.
So kann sich zwar jeder Apple-Nutzer die App aus dem App Store laden, erhält aber nur Zugang zu ihr, wenn er von einem bereits bei Clubhouse aktiven Nutzer, der zu Beginn zwei Invites erhält, eingeladen wird. Sind diese aufgebraucht, erhält man nur durch das Eröffnen eines neuen Raums eine weitere Einladung zum Versand an einen Telefonbuchkontakt. Hat man eine der begehrten Einladungen erhalten, werden zu Beginn die Interessen des Nutzers (z.B. Interesse an Musik und Sport, LGBTQ+ und/oder Religion) abgefragt. Daraus generiert Clubhouse auf der Startseite einen Feed an möglichen Räumen, die den Interessen des Nutzers entsprechen und beigewohnt werden können. Dort sprechen u.a. Prominente und/oder Fachleute aus diversen Bereichen über aktuelle Themen, ihren Fachbereich oder ihr Leben.
Wir stellen Ihnen vor:
Als Nutzer hat man die Wahl: entweder man hört wie bei einem Podcast nur zu, oder man beteiligt sich aktiv an der Gesprächsrunde. Dort gibt es drei verschiedene Nutzerrollen:
Die Nutzerrollen
Moderator
Die Moderatoren: Du bist der Leiter der Gesprächsrunde und bietest den Nutzern eine Bühne für ihre Themen, was sie zu Sprechern wandelt. Wie bereits von Foren und Facebook-Gruppen bekannt, sorgen Moderatoren auch für Ordnung: sie haben also auch das Recht, Sprecher zu entfernen. Doch aufgepasst: wer einmal aus einem Raum entfernt wurde, kann diesen auch nicht mehr betreten.
Sprecher
Die Sprecher: Diese User können in einem Raum aktiv Beiträge leisten. Auch hier trifft man auf einen alten Bekannten: den Button mit der erhobenen Hand, wie man ihn bspw. von Microsoft Teams kennt. Die Moderatoren werden dadurch auf den Nutzer aufmerksam gemacht und können ihn zum Sprecher machen.
Zuhörer
Sie lauschen gespannt den Gesprächen, ohne sich an diesen aktiv zu beteiligen.
GOOD TO KNOW!
Kann ich als Unternehmen Clubhouse nutzen?
Der Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke hat sich auf seinem Datenschutz-Blog eingehend mit dieser Frage beschäftigt. Sieht man sich die AGBs der App an, wird eine kommerzielle Nutzung nicht explizit erwähnt oder gestattet, da dort nur von „personal use“ die Rede ist. Wer also als Unternehmen den Hype um Clubhouse zu seinem Vorteil nutzen und seine Produkte und Dienstleistungen vermarkten möchte, geht leer aus, denn er verstößt damit klar gegen die Regeln der App.
Kritik an der neuen Social App:
Davon am meisten betroffen: die Einhaltung der hier geltenden DSGVO. Wer sich bei Clubhouse anmeldet und Einladungen versenden möchte, kann dies nur dann tun, wenn dem Server der Mutterfirma Alpha Exploration Co Zugriff auf das Smartphone eigene Telefonbuch gestattet wird. Die App greift somit auf persönliche Kontaktdaten zu und speichert darüber hinaus kurzzeitig Sprachaufzeichnungen, ohne weitere Angaben über die Verarbeitung dieser Daten zu machen. Diese werden zwar verschlüsselt und gelöscht, sobald der Raum geschlossen wird, der ehemalige Bundesbeauftrage für Datenschutz Peter Schaar hält dies jedoch für grenzwertig. „Die Betreiber müssen die Menschen vorab informieren, deren Daten sie verarbeiten: Dass sie überhaupt Daten verarbeiten, zu welchem Zweck sie das tun, wie sie das tun. Da greift der Transparenzgrundsatz des Datenschutzes. Eine nachträgliche Info ist dafür nicht ausreichend.“
Doch nicht nur beim Datenschutz hagelt es Kritik. Auch das altbekannte und vor allem auf Social Media stets präsente Hass-Problem steht bereits im Kontext mit der Clubhouse-App. Bereits vor Weihnachten berichtete die New York Times über rassistische, antisemitische und homophone Äußerungen in diversen Räumen, gegen die das Netzwerk und deren Moderatoren nicht konsequent genug und vor allem zu langsam vorgehe. Auch Themen wie die mangelnde Barrierefreiheit (audio only – was ist mit unseren gehörlosen Mitmenschen?) sowie das nicht-Deklarieren von Fake-News werden immer wieder thematisiert. Gerade in Zeiten, in denen Facebook, Twitter und Co. gegen das Verbreiten von Falschnachrichten vorgehen, ist das mehr als schwierig zu bewerten.
Wir sind gespannt, wie sich die App in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, ob sie sich etabliert oder ob sie genau so schnell wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.